Weichenstellungen für Mobilität
Für Aufsehen sorgte ein Interview, das Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, diese Woche der Stuttgarter Zeitung gegeben hat. Er hält nichts von einem baldigen Verbot für die Produktion von Verbrennungsmotoren in der EU. Entscheidend sei vielmehr, dass das EU-Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 erreicht werde, sagte der Franzose.
Mit dieser Meinung steht er im Gegensatz zu einer Forderung einer Gruppe von EU-Umweltministern – darunter auch Leonore Gewessler –, die im März in einem Schreiben die EU-Kommission gebeten haben, ein konkretes Datum für das Ende von Verbrennungsmotoren zu nennen.
Breton will hingegen kein generelles Aus für Verbrenner. Vielmehr sollen die Bestimmungen zur Schadstoffregulierung von Autos und Lieferwagen (Euro 7) verschärft werden: „Wir wollen den Verbrennungsmotor so sauber machen wie technisch möglich“.
Norwegen macht es vor
Dass man abseits der Elektromobilität, die zweifelsohne zukünftig eine sehr wichtige Rolle spielen wird, auch offen für andere Technologien sein kann, zeigt sich zurzeit in Norwegen. Das Parlament dieses Landes mit umfangreichen Förderungen für E-Fahrzeuge hat einen wegweisenden Entscheid getroffen, der auch für andere Staaten ein Vorbild sein könnte: Die Norweger stellen Biogas, Wasserstoff und Elektro gleich und setzen somit ein deutliches Signal für Technologieoffenheit.
Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier folgten dabei einer Empfehlung des Umweltausschusses und beseitigten unter anderem Hindernisse für die Biogasproduktion. Der Beschluss besteht aus mehreren Teilen und soll unter anderem zu einer schnelleren Antragsbearbeitung für Investitionszuschüsse für Tankstellen und für Biogas-LKW führen. Zudem werden Biogasfahrzeuge bei allen Umweltzielen und -plänen der norwegischen Regierung – und zwar künftigen und auch bereits beschlossenen – mit emissionsfreien Fahrzeugen gleichgestellt.
Damit hat ausgerechnet der Elektro-Pionier Norwegen gleiche Voraussetzungen für den Antrieb mit Biogas, Strom und Wasserstoff geschaffen und zeigt sich klar technologieoffener als andere Nationen.
Der Parlamentsentscheid dürfte die bereits heute im Wachstum befindliche Biogasindustrie Norwegens weiter voranbringen. Biogasunternehmen haben dabei vor allem die Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft, aber auch in der Fischindustrie im Fokus. Dort können die Produkte dank Biogas nicht nur CO2-neutral vom Hersteller zum Kunden transportiert werden, sondern Gülle oder anfallende organische Reststoffe auch gleich wieder zur Produktion von Biogas genutzt werden, um so den Kreislauf zu schließen.
Welchen Weg die EU-Kommission für die künftige Mobilität vorschlägt, wird sich nächste Woche zeigen. Dann wird sie ihr Klimapaket „Fit for 55“ präsentieren, um darzulegen, wie in der EU das Treibhausgas-Einsparungsziel von 55% (gegenüber dem Stand von 1990) erreicht werden soll.