Umgerüstete Pipelines als Grundstein für Wasserstoff-Netz
Vor mehr als drei Jahren, im November 2018, wurde in den Niederlanden erstmals eine umgerüstete Erdgas-Pipeline für den Wasserstofftransport in Betrieb genommen. Die 12 km lange Leitung befindet sich in der Provinz Zeeland im Südosten der Niederlande und verbindet zwei Chemie-Standorte. Der transportierte Wasserstoff – hergestellt aus Erdgas – wird für die Düngemittelproduktion eingesetzt.
"Die Tatsache, dass diese Wasserstoffpipeline nun seit drei Jahren zuverlässig und sicher funktioniert, ist wichtig", erklärt Inge Aardse, Geschäftsführerin von Hynetwork Services, ein Tochter-Unternehmen von Nederlandse Gasunie. "Es ist auf regionaler Ebene das, was wir in den nächsten Jahren landesweit in den Niederlanden realisieren werden. Wir werden das Wissen und die Erfahrung, die wir mit der bestehenden Wasserstoff-Pipeline gesammelt haben, nutzen, um den nationalen Backbone für Wasserstoff zu realisieren."
Der geplante Wasserstoff-Backbone soll ein nationales Netzwerk schaffen, das die Nachfrage und das Angebot von Wasserstoff verbindet – und zwar innerhalb und zwischen Industrieclustern, mit Speicherstandorten sowie mit dem Ausland. Es wäre Teil des European Hydrogen Backbone, eines zusammenhängenden Wasserstoff-Netzes, das sich künftig über ganz Europa erstrecken soll.
Umrüstung von Pipelines
Die eigentliche Entwicklung des Wasserstoff-Backbone wird von Hynetwork Services durchgeführt. Der Aufbau des Wasserstoffnetzes in den Niederlanden erfolgt in mehreren Phasen. Ziel ist es, das Netz bis 2030 vollständig in Betrieb zu nehmen. Das Wasserstoffnetz soll fast zur Gänze aus umgerüsteten Gasleitungen bestehen, mit denen zuvor Erdgas aus dem Groningenfeld zu den Industrieclustern transportiert wurde. Der im Juni 2021 für das niederländische Ministerium für Wirtschaft und Klima veröffentlichte Bericht HyWay27 enthält Details zu den nötigen Anpassungen (u.a. Tausch von Ventilen, gründliche Reinigung der Leitungen, Austausch oder Justierung von Messanlagen), um die Erdgasleitungen fit für den Wasserstofftransport zu machen.
NL wollen Wasserstoffzentrum werden
Die Niederländische Regierung hat angekündigt, dass sie 750 Millionen Euro reservieren wird, um die Risiken einer vollständigen Umsetzung zu begrenzen. In den Niederlanden verfolgt man den Plan, zu einem Wasserstoffzentrum in Europa zu werden. Mit Rotterdam als Europas größtem Containerhafen, einem bestens ausgebauten Erdgas-Pipeline-Netz, Offshore-Windparks sowie Salzkavernen und ausgeförderte Erdgasfelder als Speicher, gibt es gute Voraussetzungen, um dieses Vorhaben zu verwirklichen.
Ein wichtiger Beitrag zur Energiewende
Die Industrie in den Niederlanden ist für etwa 25 % der nationalen CO2-Emissionen verantwortlich und mit der Elektrifizierung ist Nachhaltigkeit nur begrenzt möglich. Um die Industrie nachhaltiger zu machen, sind CO2-freie Gase unerlässlich. Durch den Einsatz von CO2-freiem Wasserstoff als Rohstoff und Brennstoff können die Emissionen in der Industrie reduziert und ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden. Bis 2030 soll eine Elektrolyse-Kapazität von 3 - 4 GW installiert werden, um aus erneuerbarem Strom Grünen Wasserstoff zu erzeugen.