Studie zeigt: Großer Bedarf an Grünen Gasen
Am 1. Juni hielt Bundesministerin Leonore Gewessler eine Pressekonferenz ab. Dabei wurde eine seitens des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Erneuerbares Gas in Österreich 2040 - Quantitative Abschätzung von Nachfrage und Angebot“ präsentiert. Durchgeführt wurde diese Studie von der österreichischen Energieagentur, dem Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz und dem Lehrstuhl für Energieverbundtechnik der Montanuniversität Leoben.
Die Studie untersucht die Nachfrage nach Gas in verschiedenen Sektoren wie Industrie, Güter-, Flug- und öffentlichen Verkehr, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und Heizwerken sowie das Angebot an Grünem Gas. Um die mögliche Bandbreite im Jahr 2040 darzustellen, kommen zwei Szenarien zum Einsatz. Ein Szenario nimmt an, dass die bestehende technologische Infrastruktur, die zur Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Gasen derzeit benötigt wird, in höherem Ausmaß weiterhin verwendet wird. Das andere Szenario geht von technologischen Entwicklungen aus und berücksichtigt die "Exergieffizienz“.
Unabhängig welches Szenario man betrachtet, es ist mit einem Anstieg des erneuerbaren Gasbedarfs bis 2040 zu rechnen: Wir werden zwischen 89 TWh und 128 TWh brauchen. Nur zur Verdeutlichung: 89 TWh entsprechen in etwa dem derzeitigen österreichischen Jahresverbrauch an fossilem Erdgas. Auch im BMK geht man also von einem sehr hohen Bedarf an erneuerbaren Gasen aus.
In der Studie wird auch festgestellt, dass in Österreich bis 2040 jährlich nur ca. 20 TWh aus biogenen Rohstoffen erzeugt werden können (Das Potenzial, das durch Elektrolyse hergestellten Wasserstoff bereitstellt, wurde in der Studie nicht berücksichtigt). Es ergibt sich daher eine Lücke von ca. 70-110 TWh an dringend benötigtem Grünen Gas. Daher zieht Bundesministerin Leonore Gewessler folgende Schlussfolgerung: Grünes Gas wird auch künftig ein begrenzter und damit wertvoller Rohstoff bleiben. Man müsse daher dort aus Gas aussteigen, wo es bereits gute erneuerbare Alternativen gibt: Nämlich bei der Raumwärme, wo die Versorgung ja mit Pellets, Wärmepumpen oder Fernwärme erfolgen könnte.
Weltweit große Potenziale vorhanden
Der Geschäftsführer der ÖVGW, Mag. Michael Mock hielt dieser Behauptung in einer Presseaussendung entgegen, dass Grünes Gas rasch in großen Mengen verfügbar sein kann. „Je früher wir großflächig mit der Nutzung dieser Rohstoffe beginnen, desto schneller können wir von fossilem Gas auf Grünes Gas umsteigen“, sagt Mock. Auch die Debatte, dass in Österreich nicht ausreichend Grünes Gas hergestellt werden könne, um den gesamten heimischen Bedarf zu decken, lenkt von den Zielen einer Energiewende ab. Grünes Gas kann über das hervorragend ausgebaute Gasnetz problemlos importiert werden, genauso wie wir auch andere Güter wie Computer oder Autos einführen.
Andere europäische Länder haben das Potenzial von Wasserstoffimporten bereits erkannt. Das Deutsche Bundesforschungsministerium untersucht seit 2020, welche Potenziale es für die Produktion und den Export von Grünem Wasserstoff in Afrika gibt. Es wurden neben den Bedingungen für die Erzeugung Erneuerbarer Energien und der notwendigen Infrastruktur insbesondere die Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung vor Ort betrachtet. Die Untersuchung hat gezeigt, dass allein in Westafrika sich jährlich maximal bis zu 165.000 TWh Grüner Wasserstoff herstellen lassen. Das entspricht 110mal der Menge an Grünem Wasserstoff, die Deutschland 2050 voraussichtlich wird importieren müssen. Dies zeigt, dass Wasserstoff in Zukunft alles andere als ein rares Produkt sein wird, wenn man es dort herstellt, wo die Bedingungen gegeben sind. Auch die Diskussion, dass Wasserstoff der Champagner der Energiewende sei, wurde von der Untersuchung widerlegt: Man geht davon aus, dass sich Wasserstoff in Westafrika für unter 2,50 Euro pro Kilogramm herstellen lässt.
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