Reststoffe nutzen statt verrotten lassen
Biogas und Biomethan bewirken eine Verringerung der Treibhausgasemissionen – das ist keine Überraschung. Sie können fossile Energieträger ersetzen, z.B. bei der Stromerzeugung oder der Beheizung von Gebäuden. Auf Grund des „kurzen Kohlenstoffkreislaufs“ wird bei der Verbrennung von Biogas bzw. Biomethan nur jenes CO2 freigesetzt, das zuvor von den Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen wurde, um Photosynthese zu betreiben. Es gelangt also kein CO2 in die Atmosphäre, das über Millionen von Jahren im Untergrund gebunden war.
Die kontrollierte Umwandlung von organischen Reststoffen in Biogasanlagen verhindert aber auch, dass durch Verrottung im Freien Kohlendioxid und Methan entstehen und diese Stoffe in der Folge als Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben werden.
Eine im Rahmen der Forschungsinitiative "Greening the Gas" erstellte Studie („Studie zu Treibhausgasemissionen von Biomethan aus mikrobiologisch erzeugtem Biogas für unterschiedliche Substrate“, Februar 2021) hat nun untersucht, ob, und in welchem Ausmaß es bei der Biogaserzeugung gegenüber der Verrottung sowie der Kompostierung zu Einsparungen beim Treibhausgasausstoß kommt.
Das Forscherteam von BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH hat festgestellt: Obwohl beim Transport des Substrats sowie bei der Produktion und der Aufbereitung von Biogas und Biomethan Treibhausgasemissionen entstehen, überwiegen tendenziell die Einsparungen. Denn beim Einsatz von Grünen Gasen werden im Vergleich zu fossilen Energieträgern mehr THG-Emissionen vermieden, als während des gesamten Produktions-Prozesses entstehen.
Die Umwandlung von Reststoffen zu Biomethan ermöglicht also nicht nur die energetische Nutzung, sondern hat im Vergleich zur Verrottung bzw. Kompostierung auch noch positive Auswirkungen auf den Treibhausgasausstoß.
Große Einsparungen bei Gülle und Mist
Es zeigt sich, dass Bioabfall, Gülle und Mist bei der Verwertung zu Biomethan im Vergleich zu einer alternativen Kompostierung am besten abschneiden und zu deutlichen Reduktionen der THG-Emissionen führen. Das liegt auch daran, dass es sich bei ihnen um Reststoffe handelt und die Treibhausgas-Emissionen, die während der Produktion entstehen, nicht in die Bilanz mit eingerechnet werden.
Pro Tonne Wirtschaftsdünger, die in Biomethan umgewandelt wird anstatt zu verrotten, können im Schnitt eine Viertel-Tonne Treibhausgase eingespart werden. Zusätzlich kann dieses Biomethan fossiles Gas ersetzen, wodurch zusätzlich Treibhausgase vermieden werden. Die Reste der Biomethanproduktion können als Dünger verwendet werden, der bei richtiger Ausbringung das Grundwasser weniger belastet als wenn Gülle und Mist ausgebracht werden. Es wird also nicht nur das Klima geschützt, sondern auch das Grundwasser vor zu hohen Nitratbelastungen.
Aufgrund der unterschiedlichen Arten von Gülle (Festmist, Jauche), der Lagerung und der eingesetzten Technologie, ergeben sich jedoch hohe Schwankungsbreiten bei den Treibhausgas-Einsparungen durch Biomethanerzeugung. Und nicht bei jedem Substrat treten durch die Umwandlung zu Biomethan überhaupt Einsparungen beim Treibhausgasausstoß auf. So sind bei Stroh die THG-Emissionen geringer, wenn dieses gleich auf dem Feld eingearbeitet und nicht geerntet und anschließend energetisch verwertet wird. Das liegt zum einen daran, dass Stroh gemäß den Annahmen in der Studie nicht als Reststoff gilt und somit für die Biomethanerzeugung die Vorkette mitberücksichtigt werden muss und zum anderen daran, dass ein Teil des enthaltenen Kohlenstoffes bei der Einarbeitung im Feld im Boden fixiert wird.
Biomasse nachhaltig nutzen
Eines macht die Studie deutlich: die Biomethanerzeugung ist eine Schlüsseltechnologie für die nachhaltige Nutzung von Biomasse – vor allem, wenn biogene Reststoffe verwendet werden.
Dem hohen Beitrag von Biogas/Biomethan zur Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase stehen teilweise hinderliche Rahmenbedingungen gegenüber, die die Entfaltung des vollen Potenzials erschweren. ZUKUNFT GRÜNES GAS fordert daher, dass rasch passende Gesetze und Verordnungen erlassen werden, die den Einsatz von Biomethan fördern.