Österreichs Landwirte geben (Grünes) Gas
„Ohne Grünes Gas im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz - EAG können die Klimaziele nicht erreicht werden"; darüber sind sich Bauernbund-Präsident Abg. z. NR DI Georg Strasser und DI Josef Plank, Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Agrar- und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband, einig. Nach den Plänen der Bundesregierung muss Österreich bis 2040 fossile Brennstoffe durch CO2-neutrale Alternativen ersetzen. Derzeit werden rund 22% des jährlichen Energieverbrauchs in Österreich durch Erdgas gedeckt.
Nutzung von Reststoffen für Grünes Gas
Bauernbund-Präsident Strasser sieht die Energieproduktion aus erneuerbaren Rohstoffen wie Biomasse, Biogas, Holzgas oder Wasserstoff als die Zukunft: „Das derzeit vom Klimaministerium ausgearbeitete EAG ist eine große Chance, um rasch die richtigen Rahmenbedingungen für den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe in der Energieproduktion zu schaffen. Um die Klimaziele erreichen zu können, benötigen wir in den nächsten zehn Jahren 30-mal so viel Grünes Gas wie heute. Im Grünen Gas schlummert also enormes Potenzial, das wir jetzt nützen müssen".
Besonders interessant ist die Biogastechnologie für die Verwertung von land- und forstwirtschaftlichen Abfällen wie beispielsweise Maisstroh, Mist aus tierischen Ausscheidungen, die Verwertung von Grünschnitt aus den Gemeinden oder anfallendes Schadholz. „Die ambitionierten Klimaziele Österreichs bis 2040 sind nur gemeinsam mit der Land- und Forstwirtschaft und mit einer klaren gesetzlichen Perspektive für Grünes Gas im EAG erreichbar", so der Bauernbund-Präsident.
Reststoffe wie. z.B. die Gülle aus der Viehhaltung können für die Erzeugung von Biogas genutzt werden.
Grünes Gas stabilisiert Stromnetz
Josef Plank, Experte für erneuerbare Energieproduktion, betonte den Beitrag, den Grünes Gas zur Sicherung der Stromversorgung liefern kann: „Der Ausbau erneuerbarer Energien, besonders die volatile Photovoltaik- und Wind-Stromerzeugung im Winter, führt zu Schwankungen im Stromnetz. Ohne Gaskraftwerke könnte aktuell eine stabile Versorgung mit Strom wohl nicht gewährleistet werden", so Plank. „Wir brauchen daher die Produktion von Grünem Gas als Energiealternative zu fossilem Gas, das in den kommenden Jahren massiv reduziert werden muss. Grünes Gas kann mithelfen, Schwankungen im Stromnetz schnellstmöglich auszugleichen und hat zusätzlich großes Potenzial als grüner Treibstoff insbesondere für Busse und Lkw", sagt Plank. Und weiter: „Die Bundesregierung hat im Regierungsprogramm einen Ausbau um 5 TWh bis 2030 vereinbart. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Biogas-Branche jetzt so rasch wie möglich Rechtssicherheit und gezielte Investitionsförderungen, die im geplanten EAG abgebildet sein müssen".
Grünes Gas als Konjunktur-Paket
Fritz Schwarz ist Gründer von Österreichs größter Biogasanlage, der Energieversorgung Margarethen am Moos –EVM. Dort wird aus rein landwirtschaftlichen Reststoffen wie Pferdemist, Maisstroh, Zwischenfrüchten und Gemüseresten Biogas hergestellt. Das gereinigte Biogas wird ins öffentliche EVN-Erdgasnetz eingespeist.
Der Energieponier aus Niederösterreich erklärt: „In Österreich haben wir großes Potenzial, um Grünes Gas in die bereits bestehenden Gasnetze einspeisen zu können. Die größte Herausforderung liegt nun beim Bau der Anlagen. Ergreift die Regierung die Chance und verankert Grünes Gas im EAG, wirken Investitionen wie ein Konjunkturpaket: Tausende neue Arbeitsplätze könnten entstehen“. Schwarz richtet einen Appell an die Politik: „Es braucht eine einheitliche Investitionsförderung für die neuen Gas-Technologien und für die Möglichkeit, bestehende Biogasanlagen von der Stromerzeugung auf die Erdgaseinspeisung umrüsten zu können".
Quelle: APA-OTS
ÖVGW Studie zeigt: Umrüstung möglich
ÖVGW/FGW beauftragten 2019 im Rahmen der Initiative „Greening the Gas“ die Montanuniversität Leoben mit einer Untersuchung zum Thema „Umstellung bestehender Biogas-Anlagen zur Einspeisung von Biomethan ins Gasnetz“. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der derzeit 300 bestehenden Anlagen ist auf Grund der Lage, des Zustands und der Größe für die Einspeisung geeignet. Zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten für eine Einspeisung erschließbar sind rund 80 größere Anlagen, die derzeit rund zwei Drittel des heimischen Biogases erzeugen.