Grünes Gas hebt (noch) nicht ab – Woran liegt es?
Rund 300 Biogasanlagen erzeugen in Österreich jährlich ca. 1,7 TWh Biogas. Auf der Website biomethanregister.at sind aber derzeit nur 14 Biomethanproduzenten aufgelistet, die Rohbiogas zu Biomethan aufbereiten und in das Erdgasnetz einspeisen. Im Jahr 2021 waren es 136 GWh Biomethan, die österreichweit in das Erdgasnetz eingespeist wurden, die Zahlen für das Gesamtjahr 2022 liegen noch nicht vor, aber die Produktion wird eine ähnliche Menge ausmachen. Das ist somit weniger als ein Zehntel der erzeugten Biogasmenge. Der große Rest des heimischen Biogases wird für die reine Stromerzeugung verwendet – oftmals ohne Nutzung der anfallenden Wärme.
Die aktuell erzeugten Biomethanmengen sind weit entfernt vom im aktuellen Regierungsprogramm angeführten Ziel, bis 2030 jährlich 5 TWh Grünes Gas (Biomethan, Wasserstoff, Synthetisches Methan) ins Gasnetz einzuspeisen – ganz zu schweigen von dem bei der Regierungsklausur im Jänner verkündeten Ziel von 10,5 TWh.
Eine Studie, die im Rahmen der Forschungsinitiative „Greening the Gas“ durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass viele der bestehenden Biogasanlagen zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten in das österreichische Gasnetz eingebunden werden könnten. Warum lässt also die Marktdurchdringung von Biomethan weiter auf sich warten?
In einem Bericht auf orf.at führt Franz Kirchmeyr, er leitet den Fachbereich Biogas im Kompost- und Biogas Verband Österreich, die wichtigsten Gründe für den zögerlichen Ausbau der Biomethanerzeugung an.
Warten auf Grüngas-Gesetz
Die Biogasbranche wartet auf die Veröffentlichung des angekündigten Gesetzes, mit dem die stufenweise Förderung der Biomethanerzeugung geregelt werden soll. Im „Erneuerbaren Ausbau-Gesetz“ wird Grünes Gas nur in wenigen Punkten behandelt. Das soll in einem eigenen Grüngas-Gesetz passieren, an dem seit längerem im Klima- und Energieministerium, also dem Ressort von Leonore Gewessler, gearbeitet wird. Die Vorlage eines Entwurfes verzögert sich aber und zurzeit sollen Koordinierungsgespräche mit dem Koalitionspartner ÖVP stattfinden.
Unsicherheit durch Quote
Obwohl der Entwurf des Grüngas-Gesetzes also noch nicht vorliegt, gilt es als ausgemacht, dass es eine Quotenregelung enthalten soll. Energieversorger würden auf diese Weise verpflichtet, einen bestimmten Anteil ihres Erdgasabsatzes durch Grünes Gas zu ersetzen.
Biogas-Anlagenbetreiber kritisieren am vorgesehenen Quotenmodell, dass es keine Planungssicherheit bietet. Gasversorger würden in der Regel nur Verträge über wenige Jahre abschließen. Anlagenbetreiber benötigen aber für ihre Investitionsentscheidungen Planungssicherheit über einen Zeitraum von 15 - 20 Jahren, wird Franz Kirchmeyr zitiert. So lange keine derartige Sicherheit besteht, wird auch der Ausbau der Biomethanerzeugung nur sehr langsam vor sich gehen.
Ungewissheit über zukünftige Einsatzgebiete
Die Steigerung der Biomethanproduktion wird auch durch den Umstand gehemmt, dass man immer noch darüber diskutiert, wo es künftig eingesetzt werden soll. Die Gaswirtschaft hat durch Forschungsprojekte dargelegt, dass die vorhandenen Gasgeräte – sowohl in den Haushalten als auch in der Industrie – auch mit Grünem Gas bzw. mit Blending-Produkten (Gemischen aus Erdgas und Wasserstoff) betrieben werden können. Daher soll es bei den Anwendungsmöglichkeiten keine Einschränkungen geben.
Eine andere Meinung wird von Klimaministerin Gewessler und von manchen Umweltorganisationen vertreten: Grünes Gas soll vor allem in der Industrie und in Kraftwerken zum Einsatz kommen, also dort, wo Gas nicht ersetzt werden kann.
Biomethan braucht Planungssicherheit
Neue Biomethan-Anlagen werden erst dann gebaut bzw. werden bestehende Biogasanlagen nur dann für die Biomethanerzeugung und die Netzeinspeisung umgerüstet, wenn die Betreiber die Aussicht haben, dass sie innerhalb einer gewissen Zeitspanne ihre Investitionen mit einer angemessenen Rendite zurückverdienen können. Solange nicht die geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen vorliegen, werden die großen Potenziale für die Erzeugung von Biomethan wohl auch nicht realisiert.
https://orf.at/stories/3295579/
https://www.biomethanregister.at/de/register/teilnehmer/biomethanproduzent