Grünes Gas aus Altpapier
2017 wurde das Biomasseheizkraftwerk Oberwart von der Energie Burgenland an die Schmid-Industrie-Holding verkauft. Die Firmen dieser Unternehmensgruppe stellen unter anderem Baustoffe her. Die Anlage in Oberwart wurde in der Folge um 5 Millionen Euro modernisiert. Man verfolgte ursprünglich das Ziel, aus Rückständen, die bei der industriellen Papiergewinnung und der Abfallverwertung anfallen, mittels der Zweibett-Wirbelschichtvergasung Grünes Gas zu erzeugen. Es sollte als Produktgas für die Herstellung von Tonerde-Zement eingesetzt werden, ein Baustoff, der das rasche Aushärten von Estrichen ermöglicht. Dabei arbeitete man mit der TU Wien und dem Umweltbundesamt zusammen.
Wie Eberhard Reil, Geschäftsführer der zur Holding gehörenden BIO-Brennstoff GmbH, kürzlich in einer Presseaussendung mitteilte, wurde nun für den Standort Oberwart das Vorhaben der Baustofferzeugung aufgegeben. Man erkannte aber das Potenzial des Verfahrens zur Herstellung eines innovativen und erneuerbaren Energieträgers. Daher will man künftig das in der Anlage produzierte Grüne Gas aufbereiten, um es als klimaneutrale Alternative zu fossilem Erdgas in das öffentliche Erdgasnetz einzuspeisen.
(Eberhard Reil, Geschäftsführer der BIO Brennstoff GmbH).
Grünes Gas für 2.500 Haushalte
Der bisherige Versuchsbetrieb hat laut Reil gezeigt, dass die Anlage im Dauerbetrieb jährlich bis zu 3,5 Millionen Kubikmeter Grünes Gas produzieren kann. Diese Menge wäre ausreichend, um den Gasverbrauch von 2.500 Haushalten abzudecken.
Zurzeit ist es bereits möglich in Oberwart ein Gasgemisch herzustellen, das zu mehr als der Hälfte aus Wasserstoff und Methan besteht. In den kommenden Monaten soll in Zusammenarbeit mit der TU Wien die Optimierung des gegenwärtigen Versuchsbetriebes sowie die Entwicklung und Erprobung des Methanisierungs-Verfahrens erfolgen. Für die Methanisierung muss noch eine Gasaufbereitungsanlage errichtet werden, wofür weitere 8 Mio. Euro an Investitionen erforderlich sind. Dabei hofft man auf Unterstützung durch EU, Bund und Land. Die Fördergelder sollen dazu verwendet werden, um im Rahmen eines Reallabors die Erzeugung von Grünem Gas aus Papierabfällen in der praktischen Anwendung unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab testen zu können. Das dafür nötige Genehmigungsverfahren soll in den kommenden Monaten abgewickelt werden.
Den Plan, Grünes Gas, das aus Reststoffen produziert wird, als Brennstoff für die Erzeugung von Tonerde-Zement zu verwenden, hat man bei der BIO-Brennstoff GmbH nicht aufgeben. Zurzeit wird ein geeigneter Standort für den „Upcycling-Park“ gesucht, der bis zu 50 hochwertige regionale Arbeitsplätze bereitstellen könnte. 19 Gemeinden – vor allem aus Niederösterreich und Oberösterreich – haben nach Angaben der Betreiber bereits ihr Interesse bekundet.