Gaswirtschaft präsentiert Zeitplan für Energiewende
„Unser Zeitplan für die Umstellung der Gasinfrastruktur von fossilem auf Grünes Gas ist fix“, sagte DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) bei einer Pressekonferenz am 8. November in Wien. „Wir haben einen klaren, kundenfreundlichen Plan. Und wir schaffen das unter den richtigen Rahmenbedingungen“, führte Weinelt aus.
Damit die Energiewende hin zu nachhaltigem Grünen Gasen technisch reibungslos gelingt, hat die ÖVGW rund zwei Dutzend Studien in Auftrag gegeben und ist strategische Forschungs-Partnerschaften mit deutschen Gasverbänden eingegangen. Die vorliegenden Ergebnisse belegen, dass Grünes Gas eine wichtige Säule im bestehenden wie auch künftigen Energiemix ist.
In den bisherigen Studien geht es um wichtige Grundlagen für die Umstellung, wie etwa das Brennverhalten der neuen Gase, die Werkstoffverträglichkeit der Bestandsnetze gegenüber Wasserstoff oder auch neuer Möglichkeiten zur Erzeugung Grüner Gase. Weiters wurde die Energiedichte gemessen oder untersucht, wie Wasserstoff abgerechnet werden wird. „Am Ende werden die Kunden nichts merken, wenn sie mit mehr Wasserstoff ihre Gasheizung betreiben oder Warmwasser aufbereiten“, sagte DI Michael Haselauer, Präsident der ÖVGW.
Dr. Harald Stindl, Gas Connect Austria, DI Peter Weinelt, FGW, DI Michael Haselauer, ÖVGW und DI Markus Mitteregger, RAG Austria AG, (v.l.n.r.), Foto: © FGW.
Energiewende mit Gas
Die Energiewende mit Gas kommt schrittweise. Laufend sollen die eingespeisten Mengen an Erneuerbaren Gasen und Wasserstoff angehoben werden. Aktuell können bis zu zehn Prozent Wasserstoff im Gasnetz ohne technische Probleme beigemischt werden. Bestehende Gasendgeräte verarbeiten das Gasgemisch einwandfrei. Gleiches gilt natürlich auch für Anwendungen in der Industrie oder bei der Stromerzeugung.
Grüner Wasserstoff für Europa
Österreichs Potenzial an Biomethan und Wasserstoff wird für den 100prozentigen Ersatz von fossilem Gas nicht ausreichen. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur, insbesondere der Gasdrehscheibe Baumgarten, sowie der geographischen und geopolitischen Lage hat Österreich aber beste Voraussetzungen, um Grüne Gase zu importieren.
Aktuell treibt die RAG Austria AG das Wasserstoff-Projekt H2EU+Store gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern voran: Wasserstoff aus Sonne und Wind soll künftig in der Ukraine hergestellt und für den saisonalen Bedarf in Österreich und Bayern gespeichert werden. „Dieses Infrastrukturprojekt ist unabdingbar für die zukünftige Sicherung der Energieversorgung in Europa“, sagte DI Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG. Nur so werde das ganze Jahr über ausreichend grüne Energie für Strom, Wärme, die Industrie und Mobilität zur Verfügung stehen. Wasserstoff aus der Ukraine und anderen Ländern soll über die bestehenden Gaspipelines nach Mitteleuropa gelangen. In Österreich wird die Gas Connect Austria Wasserstoff über die West-Austria oder die Penta-West Gasleitung transportieren. Geschäftsführer Dr. Harald Stindl: „Wenn wir die Energieversorgung in Europa erneuerbar machen wollen, braucht es konkrete Maßnahmen. Wir gehen hier erste wichtige Schritte, damit Österreich an dieser Entwicklung teilnehmen kann.“
Gaswirtschaft fordert Anreize statt Verbote
Fachverbandsobmann Peter Weinelt griff die im Regierungsprogramm der Bundesregierung formulierten Ausbauziele zu Grünem Gas und die dringend notwendige Verknüpfung von Strom- und Gasinfrastruktur auf: „Damit wir Klimaneutralität in Österreich bis 2040 erreichen, brauchen wir nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Gaswende.“ Die heimische Gaswirtschaft sei bereit, sofort mit der Umstellung der Gasversorgung zu beginnen. „Was wir jetzt brauchen, sind Anreize zur Förderung von Grünem Gas, also Biomethan und Wasserstoff. Hingegen bremsen Technologieverbote die Weiterentwicklung von Grünem Gas und Innovationen“, so der Obmann weiter.
Gasinfrastruktur auf Grünes Gas umstellen
Ein wichtiger Faktor beim schrittweisen Ausstieg aus fossilem Gas und gleichzeitigem Umstieg auf Grünes Gas: die klimaneutrale Gasinfrastruktur mit mehr als 45.000 Kilometer Gasleitungen auf dem gesamten Bundesgebiet. „Gerade für den Anlauf des Wasserstoffmarkts braucht Österreich die flexible Beimengung von Wasserstoff im Gasnetz“, sagte Weinelt abschließend.
Zeitplan für die Umstellung des Gasnetzes auf eine klimaneutrale Gasversorgung
Ab 2021
- Einsatz von für Wasserstoff geeigneten Komponenten bei Routine-Tausch
- Anpassung des Netzes an künftigen Wasserstoff-Transport
- Sukzessiver Ersatz von Erdgas durch Grünes Gas
2021/2022
- Evaluierung der Wasserstoffverträglichkeit des bestehenden Gasnetzes
- Ermittlung von optimalen Einspeisepunkten ins Gasnetz für Biomethan und Wasserstoff
Bis 2040
- Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und Anschluss an das europäische Wasserstoff-Fernleitungsnetz (H2-Backbone)
2040
- Gasinfrastruktur garantiert eine hundertprozentige klimaneutrale Energieversorgung mit Wasserstoff und anderen Grünen Gasen