Eröffnung von Waste2Value
In Simmering wird mittels dem an der TU Wien entwickelten DFB-Verfahren (Dual Fluidized Bed – Zwei-Bett-Wirbelschicht) über einen thermischen Umwandlungsprozess aus Biomasse oder Reststoffen – wie etwa Holzabfällen, Klärschlamm oder Rückständen aus der Papierindustrie – Synthesegas (SNG) erzeugt. Es gibt mittlerweile zwei Jahrzehnte Erfahrung mit dieser Anlagentechnik.
Das wasserstoffreiche Synthesegas wird in der Folge in verschiedene Energieträger wie Grüne Kraftstoffe, Grünes Gas und Grünen Wasserstoff oder Grüne Grundstoffe für die chemische Industrie umgesetzt. Sind die eingesetzten Ausgangsstoffe erneuerbaren Ursprungs, so sind auch die Endprodukte zu 100% erneuerbar. Es ist aber auch denkbar, nicht erneuerbare Reststoffe (z.B. Plastikreste, die nicht recyclebar sind) zuzusetzen und auf diese Weise auch solche fossilen Ausgangsstoffe mehrfach zu nutzen, ganz ähnlich wie dies bspw. auch beim Papierrecycling der Fall ist.
„BIG – Green Gas“ – Grünes Gas aus Reststoffen
Die Pilotanlage „Waste2Value“ wird zusätzlich für das neu gestartete ÖVGW-Forschungsvorhaben „Branchen-Projekt für innovative Grün-Gas-Produktion“ (kurz „BIG – Green Gas“) genutzt, um die Erzeugung von Synthesegas zur Einspeisung in das Gasnetz zu untersuchen. Dazu erklärt ÖVGW-Geschäftsführer Michael Mock: „Demonstrationsanlagen wie die „Waste2Value“-Gaserzeugungsanlage zeigen, wie wir unsere bisher ungenutzten Reststoffe in Grünes Gas verwandeln können. Diese Technologie birgt beachtliche Potenziale, um fossiles Gas durch Grünes Gas zu ersetzen. Grünes Gas ist speicherbar und steht so als klimaneutraler Energieträger jederzeit für alle Gasanwendungen zuverlässig zur Verfügung. Die Gaswirtschat zeigt vor, wie es geht und steht in den Startlöchern, größere Projekte umzusetzen. Dafür fehlen nur noch die politischen Rahmenbedingungen, wie z. B. ein Grün-Gas-Gesetz“.
Bei „BIG – Green Gas“ wird in einem ersten Schritt das Potenzial für die thermische Gaserzeugung aus Biomasse-Reststoffen untersucht. Aus ausgewählten biogenen Reststoffen soll dann zunächst im DFB-Verfahren Synthesegas hergestellt werden und in weiterer Folge durch Aufbereitung und Reinigung Bio-SNG sowie Wasserstoff für die Einspeisung in das Gasnetz. Das Forschungsprojekt, das von der ÖVGW zusammen mit dem Partner BEST (Bioenergy und Sustainable Technologies GmbH) durchgeführt wird, soll auch die Grundlagen für eine künftige ÖVGW-Nachhaltigkeits-Richtline für Grüne Gase bereitstellen. Dabei wird u.a. auch der Einfluss von Biogas-Gärresten auf die Grundwasser-Qualität untersucht.
Vom Reststoff zum Wertstoff
Waste2Value forscht nicht nur zum Thema „Erzeugung von Grünem Gas und der Einspeisung in das Gasnetz“, sondern es werden auch Prozessketten zur Herstellung von Kraftstoffen aus Biomasse und Reststoffen untersucht. Für Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber ist die die Anlage in Simmering ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft: „Wir machen hier aus Abfällen grüne Treibstoffe und vergleichbare Industrierohstoffe und treiben damit den Klimaschutz in der Stadt voran. Die hier eingesetzte Technologie ist vielversprechend. Künftig könnte eine solche Anlage im Industriemaßstab bis zu 10 Millionen Liter grünen Treibstoff pro Jahr erzeugen und damit bis zu 30.000 Tonnen fossiles CO2 einsparen“.