Deutschland plant Transformation der Gasnetze
Die deutschen Verteilnetzbetreiber haben in einem strukturierten Prozess ihre Netzgebiete hinsichtlich ihrer Kundenbedarfe, der dezentralen Einspeisesituation, der Belieferung durch vorgelagerte Netzbetreiber und der technischen Eignung ihrer Leitungsnetze für Wasserstoff untersucht. Diese Analysen werden in den Folgejahren weiter vertieft, mit dem Ziel, spätestens 2025 eine investitionsfähige Planung vorliegen zu haben.
Im Fokus des GTP steht dabei die Umstellung der Gasverteilnetze auf klimaneutralen Wasserstoff, Biomethan sowie weiteres klimaneutrales Methan bzw. Mischgase. Mit 180 teilnehmenden Netzbetreibern im ersten Planungsdurchgang wird bereits die Mehrheit der Netzanschlüsse und Verteilnetzkilometer (Gesamtlänge 554.500 km) in Deutschland abgedeckt.
Ergebnisse im Überblick:
- Die Ergebnisse zeigen klar, dass die Verteilnetzbetreiber bereits jetzt großflächig planen, ihre Netze auf eine Wasserstoffversorgung umzustellen.
- Analysen der Rohrnetzmaterialien haben ergeben, dass die Rohrleitungen zu 95,9 Prozent aus den H2-tauglichen Materialien Stahl und Kunststoff bestehen. Nur 0,2 Prozent sind ungeeignet, die verbleibenden 3,9 Prozent sind in Klärung.
- Aus den Rückmeldungen zeigt sich bereits heute, dass die teilnehmenden Netzbetreiber mehrheitlich den ersten regulären Einsatz von Wasserstoff in ihren Verteilnetzen zeitnah sehen – in großen Teilen Deutschlands schon innerhalb der nächsten acht Jahre.
- Großflächige Umstellungen auf 100 Prozent Wasserstoff werden vielfach in den 2030er Jahren antizipiert, bedingt durch den Zeitbedarf, den die Umstellung der Kundenanlagen mit sich bringt und die geplanten Umstellungszeitpunkte der Leitungen der Fernleitungsnetzbetreiber auf Wasserstoff.
- Der Großteil des Wasserstoffs wird über die Fernleitungsnetzbetreiber bezogen werden. Ein Bezug von (dann klimaneutralem) Methan über Fernleitungen im Jahr 2045 wird gegenwärtig nur noch von wenigen Verteilnetzbetreibern gesehen, da die Verfügbarkeit von Wasserstoff derzeit höher eingeschätzt wird als die Verfügbarkeit von klimaneutralem Methan.
- Je nach Region wird auch von einem langfristigen und umfangreichen Einsatz von lokal erzeugtem Biomethan ausgegangen.
- Aus den Mengenplanungen wird ersichtlich, dass viele Netzbetreiber mit Energieeffizienzgewinnen rechnen.
- Erste Ergebnisse der Kundenanalyse zeigen relevante Mengen an vorzeitigem Dekarbonisierungsbedarf bei Groß-Kunden (Industrie, Kraftwerke, KWK).
Gasnetze ermöglichen Erreichung der Klimaneutralität
Wie Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender DVGW ausführte, ist eine leistungsfähige Infrastruktur unverzichtbar für die weiterhin sichere, bezahlbare und klimaschonende Energieversorgung: „Die vorhandenen Gasverteilnetze sind wertvolle Assets, die Deutschland zwingend zum Erreichen der Klimaneutralität in Industrie, Gewerbe, der Stromerzeugung und auch im Wärmesektor benötigt. Der GTP schafft die Grundlage, dass wir über sie schnell große Mengen Wasserstoff in unserem Land verteilen können.”
In den Jahren bis 2025 wird der Detaillierungsgrad der Planung kontinuierlich gesteigert werden. Die technische Analyse wird auf weitere Komponenten und Anlagen de Verteilnetze ausgeweitet. Im Gespräch mit den Kunden und Kommunen werden die zeitlichen und mengenseitigen Bedarfe ermittelt und im Zusammenwirken mit der Versorgungslage durch die vorgelagerten Netzbetreiber und die dezentrale Erzeugung in eine belastbare Netzplanung überführt. Der Leitfaden für die Erstellung des GTP 2023 erscheint im Frühjahr.
Mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) hat die Initiative „H2vorOrt“ im März 2022 einen branchenweiten Planungsprozess ins Leben gerufen, der die Grundlage für die deutschlandweite Wasserstofftransformation im Verteilnetz legt. H2vorOrt ist ein Zusammenschluss von gegenwärtig 47 Verteilnetzbetreibern im Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) in Zusammenarbeit mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU), die ihre Expertise für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bündeln. Ziel des GTP ist es, die Transformation der Gasverteilnetze zu beschleunigen und die Einzelplanungen der Netzbetreiber in ein kohärentes Zielbild für ganz Deutschland einzubetten.