CO2-freier Wasserstoff für Molybdän und Wolfram
Das Unternehmen Plansee wurde vor über 100 Jahren in Reutte in Tirol gegründet und produzierte zunächst Molybdändrähte und Wolframwendeln für die Beleuchtungsindustrie. Heute ist Plansee ein weltweit führender Hersteller von Komponenten aus Molybdän und Wolfram. Diese Metalle werden in der Elektronik, in der Beschichtungstechnik oder in Hochtemperaturöfen eingesetzt. Für die Herstellung dieser Metalle wird Wasserstoff als Reduktionsmittel verwendet.
Für die Produktion benötigt Plansee große Mengen Wasserstoff, der derzeit noch aus Erdgas gewonnen wird. Künftig soll aber verstärkt Grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen. Plansee und Linde Gas haben deshalb im März eine Vereinbarung zur nachhaltigen Wasserstoffversorgung unterzeichnet.
Vertragsunterzeichnung, von links nach rechts: Nils Hallermann (Linde), Sandra Horninger (Plansee), Andreas Müller (Linde) und Ulrich Lausecker (Plansee) (Foto: © Plansee)
Ein Elektrolyseur mit einer Leistung von vier Megawatt wird in einem bestehenden Gebäude auf dem Gelände der Firma Plansee in Breitenwang installiert. Die Anlage soll bis zu 800 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde mit einem Reinheitsgrad von 99,999 Prozent erzeugen. Der für die Elektrolyse benötigte Strom soll ausschließlich aus regenerativen Quellen stammen. Damit ist auch der Wasserstoff, der bei diesem Prozess entsteht, erneuerbar.
Die Vereinbarung mit Linde zur Versorgung des Produktionsstandortes ist langfristig angelegt und soll zunächst die Hälfte der von Plansee in Reutte benötigten Wasserstoffmenge abdecken. Auch das zur Plansee-Gruppe gehörende Unternehmen Ceratizit, das hochspezialisierte Werkzeuge herstellt, wird den grünen Wasserstoff in Reutte für seine Produktion nutzen.
„Derzeit verursacht die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas 50 Prozent unserer CO2-Emissionen am Produktionsstandort Reutte. Mit dem neuen Wasserstoffelektrolyseur können wir diese Emissionen bis 2025 halbieren“, sagt Ulrich Lausecker, Geschäftsführer von Plansee Hochleistungswerkstoffe. Ziel von Plansee ist es, den Standort bis 2030 vollständig mit CO2-frei erzeugtem Wasserstoff zu versorgen.
„Wir sind stolz darauf, dass dies eines der ganz wenigen Elektrolyseur-Projekte im industriellen Umfeld in Europa ist und damit eine große Innovation für beide Seiten und die österreichische Wirtschaft darstellt. Linde und Plansee zeigen mit diesem Projekt, dass dies mit qualifiziertem Engagement und professionellem Weitblick bereits heute möglich ist“, so DI Andreas X. Müller von Linde Österreich/Ungarn.
Zu den derzeit noch wenigen Elektrolyseur-Projekten, die Grünen Wasserstoff für die Industrie produzieren, zählt auch das heuer in Betrieb genommene Renewable Gasfield im steirischen Gabersdorf. Das Industrieunternehmen Wolfram Bergbau und Hütten AG, Weltmarktführer für Wolframpulver, wird künftig jährlich rund 70 Tonnen Grünen Wasserstoff aus Gabersdorf beziehen und für seine Energieprozesse nutzen.