10 Jahre Biomethan-Einspeisung in Wiener Neustadt
Bei der Abwasserreinigung fällt Klärschlamm an, der aus Wasser und organischen Substanzen besteht. Der Schlamm wird unter Luftabschluss in Faultürmen mineralisiert. Dabei entsteht Biogas, das zu zwei Drittel aus brennbarem Methan und zu einem Drittel aus Kohlendioxid besteht. Bereits seit Ende der 70er-Jahre wird in der im Osten von Wiener Neustadt gelegenen Anlage, ein Teil des aus Klärschlamm erzeugten Biogases zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Der Strom dient zur Eigenversorgung der Kläranlage bzw. wird in das Elektrizitätsnetz eingespeist. Die Wärme wird zur Beheizung der Faultürme und des Betriebsgebäudes verwendet.
In Zusammenarbeit mit dem niederösterreichischen Energieversorger EVN wurde vor 10 Jahren auf dem Gelände des Abwasserverbandes eine Gasaufbereitungsanlage mit drei Containern errichtet. Das Biogas wird in einem ersten Schritt mit einem Kompressor verdichtet. Um Erdgasqualität zu erreichen, wird das im Rohbiogas enthaltene CO2 durch die an der TU-Wien entwickelte Membrantechnologie abgetrennt. Die eingesetzten polymeren Membranwerkstoffe weisen für CO2, Wasser und Schwefelwasserstoff eine –im Vergleich zu Methan – hohe Durchlässigkeit auf. Das aufbereitete Biomethan bleibt unter Druck und kann ohne zusätzliche Kompressor-Station in das lokale Niederdrucknetz eingespeist werden.
In den 10 Jahren waren es ca. 5,5 Mio. m3 erneuerbares Gas, das über Erdgasleitungen verteilt und so für den Einsatz in den Haushalten und Betrieben zur Verfügung gestellt wurde.
Wie EVN-Projektleiter Christian Domes erklärte, werden im Normalbetrieb stündlich bis zu 120 m3 Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist. Damit kann im Sommer ein Drittel des Gasbedarfs der Wiener Neustädter Haushalte regenerativ abgedeckt werden. Übers Jahr gerechnet reicht der Energieinhalt des aus den Rückständen bei der Abwasseraufbereitung gewonnenen Biomethans aus, um 1000 Haushalte mit Wärme zu versorgen. Dadurch wird auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet, denn jährlich werden so CO2-Emissionen im Ausmaß von 2.000 Tonnen vermieden.
v.l.n.r.: Obmann Bürgermeister Michael Nistl, Geschäftsführer Wolfgang Scherz, EVN Projektleiter Christian Domes, EVN Wärme Geschäftsführer Gerhard Sacher (Foto: © EVN - Seebacher)
Die Anlagenbetreiber beim Abwasserverband Wiener Neustadt Süd und bei der EVN Netz GmbH können jedenfalls nach 10 Jahren eine zufriedene Bilanz ziehen. Mehr als 80.000 Stunden ist die Biomethan-Aufbereitungsanlage bereits in Betrieb und trägt somit dazu bei, dass die Menschen in der Region ihre Wohnungen und Häuser mit Grünem Gas beheizen können.
Es ist daher zu hoffen, dass in den kommenden Jahren viele der bestehenden Biogasanlagen die Möglichkeit nutzen, das erzeugte Rohbiogas nicht nur für die Stromerzeugung zu verwenden, sondern es auch – so wie in Wiener Neustadt – veredeln und in das Gasnetz einspeisen.